Wie entstehen Wärme und Kälte in unseren „wohltemperierten“ Architekturen? Wie lassen sich gesellschaftliche und biopolitische Regime von Klimatisierung und thermischem Komfort verstehen?
Vor dem Hintergrund anthropogener Wärme setzt sich „Energy Things“ als Design-Intervention im Museum der Dinge kritisch mit den ökologischen Hinterlassenschaften der Moderne auseinander. Im Dialog mit bestehenden Umweltsystemen und „Energiedingen“ aus den Sammlungen des Museums wird eine Debatte über menschengemachte Wärme angeregt, die für vergangene, gegenwärtige und zukünftige Praktiken thermischer Konditionierung sensibilisiert.
Moderne Gebäude sind auf komplexe Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungssysteme (HLK) angewiesen, um ihr künstliches Raumklima aufrechtzuerhalten und sie bewohnbar zu machen. Während diese in Zwischenräumen versteckten technischen Infrastrukturen für thermischen Komfort sorgen, stellen sie mit ihrem hohen Energieverbrauch eine der Hauptursachen für die Klimakrise dar. Diese Ausstellung nimmt die Perspektive der Dinge ein und hinterfragt herkömmliche, energieintensive Praktiken. Wie werden unsere Lebensräume von thermischen Systemen materialisiert und domestiziert? Thermometer, Pumpen und Ventile, Ventilatoren, thermische Materialien und Kleidung sowie ökologische „Dienstleistungssysteme“ werden – teils sichtbar, teils versteckt – zur kollaborativen „Objekt-Bühne“ innerhalb der Museumssammlung. Über das Konzept von „thing-power“1 gelangen sie über ihren Status als passive Objekte hinaus: Sie sind nicht nur in der Lage, Energie zu speichern und zu übertragen, sondern organisieren sämtliche thermischen Beziehungen zwischen vielfältigen beteiligten Körpern. Historische Erzählungen teilen sich die Bühne mit der fortlaufenden Arbeit der Forschungsgruppe Liquid Yarns, die textile Experimente und thermischen Prozesse untersucht. In den Begegnungen zwischen Systemen, Dingen, Materialien und Wärmequellen wird der Blick gerichtet auf alltägliche und oft vernachlässigte Praktiken der Umweltgestaltung und das Imaginieren von Zukunftsperspektiven jenseits der reinen Klimakontrolle.
1 „Thing-power gestures toward the strange ability of ordinary, man-made items to exceed their status as objects and to manifest traces of independence or aliveness, constituting the outside of our own experience”. Bennett, J. (2010). Vibrant Matter: A Political Ecology of Things. Duke University Press. https://doi.org/10.2307/j.ctv111jh6w