Vielgestaltige geometrische Formen legen sich in knalligem Gelb über einen Stadtplan auf dem Cover dieser „MV Plan-Dokumentation“, einer Veröffentlichung des West-Berliner Senats zum Märkischen Viertel.
Getreu dem Motto „Bauen auf der grünen Wiese“ wurde das Märkische Viertel ab 1963 im Norden Westberlins errichtet. Völlig unbesiedelt war dieser Teil Berlins jedoch auch vorher nicht. Bei genauerem Hinsehen lässt sich auf dem Cover erkennen, dass in den fünfziger und sechziger Jahren Kleingärten, Wohnlauben und Notunterkünfte das Gebiet prägten, die der Senat aber abreißen ließ.
1972 herausgegeben, erschien diese Plandokumentation zwei Jahre vor Abschluss der über zehnjährigen Bauzeit einer der berühmt-berüchtigtsten Großraumsiedlungen Berlins.
Noch vor seiner Fertigstellung wurde das Viertel von Architekt*innen und Stadtplaner*innen kritisiert. Es formierte sich außerdem schnell Widerstand der Mieter*innen, die oftmals aus Altbauvierteln im Zentrum Berlins kamen, gegen das Zuviel an Miete und das Zuwenig an Infrastruktur. Das erste besetzte Gebäude West-Berlins war dann auch ein leerstehendes Fabrikgebäude im Märkischen Viertel. Das von den Besetzer*innen imaginierte Jugendzentrum wurde durch die Räumung noch am selben Tag verhindert. 2004 erlangt das Viertel erneut deutschlandweit Bekanntheit durch den Song „Mein Block“ des Rappers Sido, der seinen Alltag im „MV“ unter anderem mit „Hohe Häuser, dicke Luft, ein paar Bäume // Menschen auf Drogen, hier platzen Träume“ beschrieb.
Die Plandokumentation zum Märkischen Viertel ist aktuell in der Sonderausstellung „Profitopolis oder der Zustand der Stadt“ zu sehen.