Das Glashaus von Bruno Taut

Zur Geschichte des Gebäudes

Das Glashaus von Bruno Taut ist für die Werkbund-Ausstellung 1914 in Köln als Reklame-Pavillon der Glasindustrie entstanden. Diese funktionale und vor allem kommerzielle Identität des Gebäudes störte Tauts als priesterlich empfundene Berufung, „ein Gewand für die Seele zu bauen“ nicht und war kein Hindernis, seine kosmischen Architekturvisionen zu realisieren.

Das Bauwerk kam unter großen Schwierigkeiten zustande und Taut musste letztlich den Bau weitgehend selbst finanzieren. Im Sommer 1914 wölbte sich seine gläserne Kuppel am Kölner Rheinufer auf der Ausstellung des Deutschen Werkbundes, beschriftet mit den Glashaus-Sprüchen des Dichters Paul Scheerbart [Beispiele: „Das bunte Glas zerstört den Hass“ und „Das Glas bringt uns die neue Zeit, Backsteinkultur tut uns nur leid“]. Scheerbart beschrieb die Glasarchitektur im Sinne eines irdischen Paradieses.

Das Glashaus stand ein wenig im Abseits des Kölner Ausstellungsgeländes, näher dem benachbarten Rummel als dem eigentlichen Terrain des Werkbundes platziert, was die beteiligten Firmen als Nachteil empfanden, Taut aber auf Grund der Erlebnisqualität seines Gebäudes nicht ganz unlieb war.

Nachdem im August 1914 die Ausstellung im Zuge der Mobilmachung geschlossen wurde, überlebte das Bauwerk die Kriegsjahre noch als geplündertes Betonskelett und wurde zu Beginn der 1920er Jahre abgerissen.

Der utopische, auf der Kunst basierende Impuls zur Lebensreform, der von verschiedenen Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts ausging und u.a. vom Deutschen Werkbund sowie vom Bauhaus verallgemeinert wurde, findet im Bild des Glashaus seinen adäquaten Ausdruck. In einem einzigen Ding – dem Glashaus – wird der Anspruch deutlich, eine neue Einheit von Natur, Kunst und Technik zu erreichen.


Zur Ausstellung

Das Modell des Glashauses ist im Rahmen eines Forschungs- und Ausstellungsprojektes unter dem Titel „Kristallisationen. Splitterungen“ im Werkbundarchiv 1993 entstanden und wurde damals im Rahmen einer Ton-Bild-Schau mit 3D-Technik präsentiert.

Schon in seiner ursprünglichen Erscheinung hatte das Glashaus mit seinem maschinenartigen, technisch hoch definierten Charakter Elemente, die über die bauliche Gestalt hinausgingen. Es war als ein Erlebnisraum konzipiert. Dieser historisch angelegte Aufführungscharakter wurde für die vom Werkbundarchiv konzipierte Präsentation maßgeblich, d.h. erst im Rahmen einer licht- und tontechnischen Bespielung kann das Glashaus-Modell die Idee des ursprünglichen Gebäudes vermitteln.

Im Rahmen des Ausstellungsprojektes „Made in Germany – Politik mit Dingen. Der Deutsche Werkbund 1914“ von 2014 wurde das Modell überarbeitet und die neuen inhaltlichen und technischen Erkenntnisse für eine avancierte Form der Architekturvermittlung wieder nutzbar gemacht. Die das Modell rahmende Bild-Ton-Installation vermittelt mit einer musikalisch unterlegten 3D-Projektion einen virtuellen Gang durch das Gebäude mit seinen verschiedenen Ebenen. Eine damit verknüpfte 2D-Bildprojektion und entsprechende Textzitate beziehen sich assoziativ auf den historischen Kontext um 1914.

 

Glashaus-Modell nach Bruno Taut, gezeigt in Sonderausstellung des Werkbundarchiv – Museum der Dinge

Ausstellungsinstallation / räumliche Anordnung

Das Modell steht auf einem eigenem Sockel, der die Beleuchtung und den Motor für die Simulation eines internen „Wasserfalls“ enthält. Dazu gehört ein Treppensockel (ein gestuftes Halbrund), um sich als Besucher auf die gleiche Höhe mit dem Modell begeben zu können.

Das Modell wird von zwei Projektionen gerahmt, zum einen eine 3-D-Projektion zur virtuellen Begehung des historischen Gebäudes und einer Schau in 2-D-Technik zur assoziativen Vermittlung der zeithistorischen Aspekte bzw. den Strategien des Deutschen Werkbunds zur Reformierung der Produktkultur um 1914. Die gesamte Projektion ist mit Ton (Text und Musik) unterlegt und hat eine Dauer von ca. 10 Minuten.


Bestandteile der Installation

  • Glashaus von Bruno Taut, Entwurf 1914, Modell im Verhältnis 1:20, Modellbauer: Michael Kurz 1993
  • spezieller Sockel (ca. 1m hoch) mit zweiteiligem Stufenelement zum Begehen
  • Technische Ausstattung: 3-D Beamer, 3-D-Leinwand, 2-D-Beamer, Leuchten, Lautsprecher, Steuerungstechnik

Die Ausstellung ist an jeweils andere örtliche Gegebenheiten anzupassen. Für nähere Informationen zu den Modalitäten wenden Sie sich bitte an:

Imke Volkers
volkers|at|museumderdinge.de