Am Vorabend des Ersten Weltkriegs betrieb der 1907 gegründete Deutsche Werkbund (DWB) eine wahrhafte Mobilmachung der Dinge:
Durch eine zweckmäßige, sachliche und standardisierte Gestaltung sollte das Label „Made in Germany“ nicht länger ein von England erdachter und ausgestellter Ausweis mangelhafter Qualität deutscher Produkte sein. Im Gegenteil: „Made in Germany“ sollte sich zu einem Gütesiegel wandeln und die Exportfähigkeit des Deutschen Reiches in großem Maßstab befördern.
Sieben Jahre nach seiner Gründung präsentierte der Reformverband unter dem Titel „Deutsche Werkbund-Ausstellung Cöln 1914“ erstmals einem internationalen Publikum eine groß angelegte Bestandsaufnahme seiner Arbeiten im Bereich der Produktkultur und Architektur.
Die Leistungsschau war ein nationales Großereignis und wurde in Anwesenheit des Kaisers eröffnet. Durch den Kriegsbeginn musste die Schau jedoch vorzeitig und mit großen ökonomischen Verlusten abgebrochen werden.
Die Ausstellung des Werkbundarchiv – Museum der Dinge 2014/15 nutzte die historische Kölner Ausstellung als Bezugspunkt, um in den frühen kommunikativen und gestalterischen Strategien des Deutschen Werkbunds nationalökomische und kulturpolitische Zielsetzungen deutlich zu machen.
Unter dem Titel „Made in Germany – Politik mit Dingen. Der Deutsche Werkbund 1914“ wurde insbesondere das Werkbund-Konzept einer nationalen Moderne auf der Basis programmatischer Werkbundbegriffe kritisch hinterfragt und von der internationalen Moderne nach dem Ersten Weltkrieg abgesetzt.
Der Schwerpunkt der Ausstellung des Werkbundarchiv – Museum der Dinge lag auf warenästhetischen Phänomenen wie der Produktverpackung, Markenbildung, Werbung und Schaufenstergestaltung. In der Schau wurden zum einen Bereiche in der bestehenden Dauerausstellung zur frühen Phase der Werkbundgeschichte verfeinert und über zusätzliche Elemente neu kontextualisiert. Zum anderen knüpften Installationen wie architektonische Modelle des Reklame-Pavillons für die Glasindustrie von Bruno Taut und eine „Ladenstraße“ an die historische Ausstellung des Jahres 1914 an. Ein zentraler Bereich der Ausstellung informierte über den direkten Einfluss des Ersten Weltkriegs auf die Produktgestaltung
Kulturhistorisch und für das Werkbundarchiv – Museum der Dinge von ganz besonderem Interesse sind die im Vorfeld der Ausstellung geführten Auseinandersetzungen um die kulturpolitischen Ziele des DWB. Diese Debatten kulminierten in einem auf der Jahresversammlung im Kontext der Kölner Ausstellung ausgetragenen Streit über die Grundlagen der ästhetischen Gestaltung – den so genannten Werkbund- oder Typisierungsstreit – eine Auseinandersetzung, die bis heute design- und kulturtheoretisch relevant ist.
In der historischen Debatte und im Projekt ging es letztlich um die Fragen: Welche Rolle spielte die Kultur im Kontext nationaler Identität, welche Auffassung von Kultur und welche Art der Modernisierung setzte sich durch?
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