Briefkasten

Eigentlich würde an dieser Stelle nur ein Text über diesen Blech-Briefkasten stehen:

Dass er in der Dauerausstellung des Werkbundarchiv – Museum der Dinge zu sehen ist – in der Vitrine zu Gustav E. Pazaureks „Abteilung der Geschmacksverirrungen“. Dass bei diesem Briefkasten nach Pazaurek ein sogenannter „Dekor-Übergriff“ vorliegt, weil er zwar in einer für das verwendete Material typischen Weise gebildet wurde, aber in der Bemalung ein anderes Material – nämlich Holz – nachahmt. Im Text würde weiterhin beschrieben, dass der Briefschlitz eine Schnitzwerkumrandung imitiert und die Lüftungsschlitze als gotischer Säulengang ornamentiert sind. Und dass dieses Objekt zu einer Gruppe von Dingen gehört, die als Feindbildersammlung die Programmatik des Deutschen Werkbunds erläutert und den Auftakt zur ständigen Ausstellung des Museums bildet.

Aber aus aktuellem Anlass steht dieser Briefkasten nun stellvertretend für eine anonyme luxemburgische Briefkastenfirma, die dem Museum die Nutzungsflächen in der Oranienstraße gekündigt hat. Fast unwirklich passend, was Pazaurek zur Kategorie der „Dekor-Übergriffe“ schrieb: „Wir erleben in solchen Fällen eine Täuschung, die eigentlich doch keine ist, weil sie durch die Formen wieder aufgehoben wird, aber eben darum als ein mißlungener Scherz, als ein Witz ohne Pointe, der mit Unlust empfunden wird.“

Alle Informationen zur Kündigung finden Sie hier.