Dem Reformpädagogen Johann Pestalozzi (1746-1827) zufolge lernen Kinder durch die direkte Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt und entwickeln so Sprache und Abstraktionsvermögen.
Um dessen wegweisenden „Anschauungsunterricht“ zu erleben, verbringt der Engländer Charles Mayo (1792-1846) drei Jahre bei Pestalozzi in Yverdon. Die Unterrichtspraxis, in der nur zufällig vorhandene Dinge verwendet werden, empfindet er allerdings als chaotisch. Diese Mängel bestärken ihn darin, Pestalozzis „miscellaneous object lessons“ nach seiner Rückkehr nach England mit Hilfe seiner Schwester Elizabeth Mayo (1793-1865) in ein systematisches Format zu bringen. Das Resultat ist ein Lehrbuch mit zahlreichen Vorbilddialogen und über 100 Objektbeschreibungen. Diese sollen den Lehrern aber nur zur Anregung dienen, so bemerkt sie, denn am besten lernen Kinder wenn sie ihre Beobachtungen selbst formulieren.
Gegliedert in fünf Serien führt der Text von alltäglichen Dingen und Materialien zur wissenschaftlichen Anschauung. Es gibt Mineralien, Muscheln, Insekten, Flüssigkeiten, Gewürze, Papier, Textilien, eine Schere und einen Fingerhut – die Grenzen zwischen natürlich und künstlich, roh und verarbeitet sind fließend. Oft werden Dinge verglichen, um Naturphänomene, Sprachliches oder Philosophisches zu erläutern. Importierte Substanzen wie Reis, Tee und Zucker veranschaulichen kulturelle, geografische und koloniale Kontexte. Das Buch erscheint zwischen 1830-65 in über zwanzig Auflagen, erfährt zahlreiche Adaptionen und wird auf Französisch und sogar Japanisch übersetzt.
Das Zitat des Kinderbuchautors John Aikin auf dem Titelblatt, beschreibt treffend den Kern der Materialbildung:
Täglich nennen wir vielen Dingen bei ihren Namen ohne jemals zu fragen, was ihre Natur und Eigenschaften seien, so dass wir in Wirklichkeit nur ihre Namen und nicht die Dinge selbst kennen.