Der Auftrag für die künstlerische Gestaltung dieses Scheins wurde am 8. August 1923 an Herbert Bayer in Weimar erteilt.
Die Inflation als eine der radikalsten Geldentwertungen in der Geschichte Deutschlands hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Höhepunkt erreicht. Der Maler, Typograph und damalige Bauhaus-Jungmeister stellte innerhalb kürzester Zeit ein Konzept für das überregionale Notgeld des Landes Thüringen fertig.
Als standardisierter, leicht reproduzierbarer Entwurf steht das Notgeld exemplarisch für den Richtungswechsel des Bauhauses unter Walter Gropius, der das Ideal einer neuen Einheit von Kunst und Technik propagierte. Statt traditioneller Gestaltungselemente wie Wappen und nationale Held*innen, einer blassen Farbgebung und verschnörkelter Typographie wählte Herbert Bayer eine geometrische Formensprache, intensive Farben und eine serifenlose Schrift.
Die Druckfarben der Notgeld-Scheine änderten sich in einem regelmäßigen, knappen Turnus von wenigen Tagen: zunächst die Primärfarben Gelb, Rot, Blau, gefolgt von den Sekundärfarben Orange, Grün, Violett und schließlich den Tertiärfarben Citrin, Russet und Olive. Die gleichen Farbtöne lassen sich auch in Wassily Kandinskys Farbenlehre finden.
Die von Herbert Bayer gestalteten Notgeld-Scheine sind in unterschiedlichen Farb- und Wertvarianten von einer Million bis zu einer Milliarde Mark in der aktuellen Sonderausstellung „Die Demokratie und ihre Adler. Konstruktion eines nationalen Erscheinungsbildes in der Weimarer Republik“ vom 18. Juni bis zum 20. Oktober 2020 im Werkbundarchiv – Museum der Dinge zu sehen.