Tsukumogami („Artefakt-Geister“) wie dieser Bakezōri – Geist einer weggeworfenen Sandale oder „Sandalenkobold“ – sind eine Kategorie der Yōkai, Figuren des japanischen Volksglaubens.
Der Überlieferung nach werden sie nach Ablauf von 100 Jahren „geboren“, wenn ein Gebrauchs- und Alltagsgegenstand verwahrlost oder achtlos weggeworfen wird, wie der Bakezōri, der nachts im Haus herumwandert und Lärm und Unfug macht.
Die spukenden Dinge lassen sich bereits in Schriften der Heian-Zeit 794–1192 nachweisen. Besonders beliebt werden sie im 19. Jahrhundert, aus dem auch der in der Ausstellung gezeigte Holzschnitt mit zahlreichen Tsukomogamis sowie Tier- und Pflanzen-Yōkais stammt. Ursprünglich rachsüchtig und blutrünstig sind die Artefakt-Geister heute vor allem frech. Es gibt sie in Filmen, Mangas, als Plastikfiguren und Sticker.
Die beseelten Laternen, Sandalen, Regenschirme, Öfen und Teekannen mahnen ihre Besitzer zur nachhaltigen und sorgfältigen Verwendung von Dingen. In traditionellen Hausputz-Zeremonien werden irreparable Sachen in einem Schrein gesegnet, um die Entstehung neuer Tsukomogamis zu verhindern.
Das Objekt ist Teil unserer neuen Sonderausstellung „The Story of My Life. Objektbiografie als Konzept, Methode und Genre“, die ab dem 19. Januar 2023 im Werkbundarchiv – Museum der Dinge zu sehen ist.