Unter dem Label „Das Museum – eine Schule der Dinge“ kooperieren das Werkbundarchiv – Museum der Dinge und die Max-Bill-Schule (ehemals marcel-breuer-schule) – gefördert vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung – zum sechsten Mal miteinander. Die Auszubildenden der Max-Bill-Schule absolvieren eine Ausbildung zu Produktdesignassistent*innen. Alle Klassen der drei Ausbildungsjahre sind in das Projekt involviert.
Das Projekt „seriell – individuell. create your design“ nimmt die Beschäftigung des Museums mit 111 Jahre Werkbund und 99 Jahre Bauhaus zum Ausgangspunkt. 2018 und 2019 vergleicht das Museum zentrale programmatische Ansätze von Werkbund und Bauhaus in wechselnden Installationen. Im Rahmen einer dieser Installationen wird der Themenbereich „Einzelstück oder Massenware?“ in den Blick genommen werden –insbesondere am Beispiel von Leuchten der Firma Lindner, die der Bauhaus-Schüler und Werkbund-Protagonist Wilhelm Wagenfeld entworfen hat.
Ausgehend davon beschäftigen sich die Auszubildenden der Max-Bill-Schule mit dem Spannungsfeld Massenprodukt versus Unikat, mit der Entwicklung von der handwerklichen zur industriellen Produktion und forschen insbesondere zur Bedeutung der Individualisierung in der Konsumgüterproduktion heute.
Die zunehmend größere Rolle dieses Aspektes wird an der Rückbesinnung auf Manufaktur-Produktion und v.a. an der Do-It-Yourself-Bewegung sichtbar. Auch in der Industrie ist die Individualisierung von Serienprodukten ein weltweiter Trend und umfasst nahezu alle Bereiche von der Autoproduktion bis zur Eigenkreation von Parfums. Der 3D-Druck wird diese Entwicklung weiter befördern.
Eigene Erfahrungen mit Individualisierung v.a. in der Bereichen Mode, Wohnen und Technik sowie deren Bedeutung und Funktion sind wichtige Bezugspunkte. So spielt im Prozess der Identitätsbildung die Individualisierung von Produkten (Turnschuhe, Möbel, Etiketten, Handyhüllen etc.) eine große Rolle und ist ein Mittel, um Abgrenzungen und Zugehörigkeiten zu definieren oder Einstellungen zur Schau zu stellen.
In der Sammlung des Werkbundarchivs – Museum der Dinge setzen sich die Auszubildenden mit der Bedeutung der industriellen Massenproduktion auseinander, mit Themen wie Sammeln, Produktvielfalt und Funktion vs. Ästhetik und werden Dingpat*innen für Museumsobjekte. Die Auszubildenden beschäftigen sich mit der Veränderung der Produktvielfalt durch die universale Verwendung von Kunststoffen und diskutieren über die Verwendung ökologischer, nachhaltiger Materialien und wie diese Einfluss auf die Produkte nehmen. Sie diskutieren über Nachhaltigkeit, Klimawandel und die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll. Es werden Produktfamilien recherchiert, Produktfächer erstellt, mit Entwurfsprozessen experimentiert, individualisierbare Möbel und Mehrweggeschirrsets entwickelt und Inszenierungen der entworfenen Modelle erprobt.
Das Projekt ist eng mit dem Lehrplan verknüpft. Workshops zu Themen wie Designgeschichte und Designprozesse, zu Modellbau, Zeichnen und Ausstellungsgestaltung begleiten den Prozess.
Zum Abschluss des Projektes werden die im Prozessverlauf entstandenen Arbeiten in der Ausstellung „seriell – individuell. create your design“ gezeigt, die ab dem 19. Juni als Intervention im Werkbundarchiv – Museum der Dinge zu sehen ist.