Die Objektsammlung des Werkbundarchiv – Museum der Dinge ist eine Sammlung mit kulturgeschichtlicher Perspektive, die die formale Bildung, den Gebrauch und die Bedeutung von alltäglichen Gegenständen (Hochdesign, anonymes Design) aus der Wohn-, Arbeits- und Freizeit-Sphäre des 20. und 21. Jahrhunderts dokumentiert. Den Kern bilden die Objektbereiche, die die Geschichte des Deutschen Werkbunds dokumentieren. Insgesamt gehören ca. 40.000 Objekte und Objekt-Konvolute zum Bestand.

Die Sammlung lebt aus den spannungsreichen Verhältnissen zwischen Werkbund-spezifischen Produkten und Massenware, kunstgewerblichen Einzelstücken und industriellen Erzeugnissen, Objekten namhafter Designer und dem anonymen Design, hoch definierten künstlerischen Entwürfen und individuell gestalteten Notprodukten, funktionalen, puristischen Objekten und „Kitsch“, substantiell ehrlichen Objekten und Material- sowie Funktionssurrogaten, Markenwaren und no-name-Produkten, natürlichen und künstlichen Objekten. Reihen zur Material- und Form- und Funktionsgeschichte der Dinge im 20. und 21. Jh. ergänzen dieses Ensemble.


Die Objektsammlung besteht aus den Bereichen:

Deutscher Werkbund (DWB)

  • Entwerfer*innensammlung (Möbel, kunstgewerbliche Objekte und Industrieprodukte von Werkbund-Künstler*innen entworfen, wenige Architekturmodelle)
  • DWB-Firmensammlungen (z.B. AEG, Braun, Arzberg, WMF, Pelikan, Kaffee Hag, Manoli, Bahlsen, Weck, Odol etc.)
  • DWB-Konsument*innenerziehung (Deutsches Warenbuch und Werkbundkisten)

Stilgeschichtliche Sammlungsbereiche

(stilgeschichtliche Epochen von denen sich der Werkbund abgegrenzt hat sowie Werkbund als stilbildender Faktor)

  • Historismus
  • Jugendstil
  • Funktionalismus
  • Design der 1950er Jahre
  • Spezialsammlung Stühle 20. Jahrhundert sowie andere Klein-Möbel, Haushaltsgeräte 20. Jahrhundert (namhafte und anonyme Entwürfe)

Warenästhetik

(Erweiterung der DWB-Firmensammlungen)

  • Warenverpackungen (Lebensmittel, Kosmetik, Bürobedarf, bis in die 1970er Jahre)
  • Werbeträger, Werbefiguren für Markenprodukte

Dingcharakter / Längsschnitte 20. Jahrhundert

  • Objektreihen zur Materialgeschichte (Kunststoff, Aluminium, Email)
  • Morphologische Reihen zur Form- und Funktionsgeschichte der Dinge (mechanische, elektrische und elektronische Werkzeuge, Geräte aus den Bereichen Haushalt, Büro, Unterhaltung)
  • Reihen zu Besonderheiten in Farb- und Formgestaltung der Dinge/Ästhetische Codes (Farb-Codes schwarz-gelb, rot-weiß,schwarz-rot-weiß, geometrische oder organische Formen, Spritzmuster)

Dingcharakter / Material- und Funktionssurrogate

  • Objekte des alltäglichen Bedarfs, die Materialien oder Funktionen imitieren (Basis DWB-Thematik: materialgerechte Produktentwicklung)

Dingcharakter / Notprodukte

  • Objekte des alltäglichen Bedarfs aus individueller Notproduktion aus der Zeit im und nach dem 2.Weltkrieg, z.T. umgewidmete Objekte aus militärischem Kontext
    kontrapunktisch zu den Objekten aus industrieller/serieller Massenproduktion
  • Zeugnisse der Mangelwirtschaft (auch Fundstücke aus Sowjetkasernen, DDR)

Dingcharakter / Leib

  • Anthropomorphe Dinge bzw. Körperabdrücke und Körperrepräsentanten

Dingcharakter / Erinnerungskultur

  • Andenken, Souvenirs
  • Speichermedien / Schrift, Bild, Ton

DDR-Sammlung

(Sammlungsbereich ist kontrapunktisch zu den Bereichen angelegt, die die westliche Produktkultur der Nachkriegszeit repräsentieren. Es bieten sich interessante Vergleichsbeispiele im Bereich der Designentwicklung und Warenästhetik)

  • Warenästhetik
  • alltägliche Gebrauchsgüter (Haushalt, Spielzeug, Büro)
  • Objekte zur politischen Kultur der DDR

Ereignisgeschichtliche Sammelgebiete

  • 1. Weltkrieg
  • 2. Weltkrieg
  • Objekte der Nachkriegszeit, Teilung Deutschlands, Blockade, Sonderstatus Berlin

Die Sammlung des Werkbundarchiv – Museum der Dinge zeichnet sich insbesondere durch bewusst gesetzte Spannungsverhältnisse aus:

  • Produkte mit Werkbund-spezifischen Qualitäten – Massenware
  • kunstgewerbliche Einzelstücke – industrielle Erzeugnisse
  • Objekte namhafter Designer – anonymes Design
  • hoch definierte künstlerische Entwürfe – individuell gestaltete Notprodukte
  • funktionale, puristische Objekte – „geschwätzige“ Kitsch-Objekte
  • substantiell/materiell ehrliche Objekte – Material- und Funktionssurrogate
  • Markenwaren – no-name-Produkte
  • natürliche – künstliche Objekte