Kurz nachdem Taut sein eigenes Architekturbüro gegründet hat, tritt er zunächst einmal mit seinen Ausstellungspavillons an die Öffentlichkeit, so z.B. 1910 auf der Ton-, Zement- und Kalkindustrieausstellung in Berlin, 1913 auf der Internationalen Baufach-Ausstellung in Leipzig und 1914 auf der Werkbund-Ausstellung in Köln, wo er sein viel beachtetes Glashaus präsentiert. Während des Krieges arbeitet er als Bauführer bei einer Pulverfabrik, um nicht in die Armee eingezogen zu werden, und verfasst Antikriegs-Manifeste. 1919 kann er durch die Vermittlung Karl Ernst Osthaus’ seine beiden Bücher Die Stadtkrone und Alpine Architektur publizieren, kurz darauf entwirft er für Osthaus die Folkwangschule in Hagen, die aber nie gebaut wird.
1924 beginnt Tauts produktivste Phase seines Lebens: Für die neugegründete GEHAG (Gemeinnützige Heimstätten AG) kann er an die 10.000 Wohnungen bauen und somit bei vielen Stadtsiedlungsprojekten in Berlin mitarbeiten, unter anderem bei der Hufeisensiedlung, der Freien Scholle und Onkel Toms Hütte. Außerdem erscheint 1924 sein Buch Die neue Wohnung. Die Frau als Schöpferin. Das Buch ist eine Art Gebrauchsanweisung, wie die Frau das Heim entrümpeln soll: „Aus der Wohnung muss alles entfernt werden, was nicht direkt zum Leben notwendig ist.“ (Zit. nach Zöller-Stock, S. 79).
1930 wird Taut an die Technische Hochschule Charlottenburg berufen und ein Jahr darauf in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen. Anlässlich eines Hotelbauwettbewerbes besucht er Moskau, und zieht dann, angesichts der riesigen architektonischen Aufgaben, die in der jungen Sowjetunion zu bewältigen sind, 1932 in die russische Metropole. Seine künstlerischen Auffassungen geraten aber mehr und mehr in Konflikt mit der architektonischen Entwicklung in Russland, weshalb er bereits ein Jahr darauf wieder nach Deutschland zurückkehrt, nur um das Land am 10. März definitiv zu verlassen und sich in Japan niederzulassen, einem Land, das ihn immer schon begeistert hat. Dort allerdings kann er kein einziges Bauvorhaben realisieren, sondern beschränkt sich auf das Verfassen von Schriften und Vorträgen und das Entwerfen von Plänen. Als ihn 1936 dann ein Ruf an die Akademie der Künste Istanbul ereilt, zögert er nicht lange und zieht in die Türkei. Neben seiner Lehrtätigkeit baut er dort auch einige Schulen und Universitätsbauten. 1938, kurz vor seinem Tod, organisiert die Akademie der Künste Istanbul eine Ausstellung zu Bruno Tauts Gesamtwerk.
Literatur
Akademie der Künste (Hrsg.): Bruno Taut 1880 – 1938. Ausstellungskatalog. Berlin 1980
Angelika Thiekötter u.a. (Hrsg): Kristallisationen, Splitterungen.Bruno Tauts Glashaus. Ausstellungskatalog des Werkbund-Archivs. Berlin/Basel 1993
Kurt Junghans: Bruno Taut 1880 – 1938. Berlin 1970.
Manfred Speidel: Bruno Taut. Natur und Fantasie 1880 – 1938. Ausstellungskatalog. Berlin 1995
Bettina Zöller-Stock: Bruno Taut. Die Innenentwürfe des Berliner Architekten. Stuttgart 1993