Hans Poelzig wird am 30. April 1869 in Berlin geboren. Nach dem Studium des Hochbaufachs an der Charlottenburger Technischen Hochschule, wird er 1899 Regierungsbaumeister im Ministerium für öffentliche Arbeiten. 1900 zieht Hans Poelzig nach Breslau, um eine Stelle als Lehrer für Stilkunde an der Königlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule (ab 1911 Akademie) anzutreten. 1903 – 1916 ist er deren Direktor und danach bis 1920 Stadtbaurat in Dresden sowie Professor an der dortigen Technischen Hochschule. 1908 tritt er dem Deutschen Werkbund bei, dessen Vorsitz er 1919 – 1921 inne hat. Ab 1920 lebt Hans Poelzig schließlich wieder in Berlin, zunächst als Inhaber eines Meisterateliers der Preußischen Akademie der Künste, ab 1924 zusätzlich als Professor an der Technischen Hochschule. Er ist ab 1922 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und deren Vizepräsident von 1932 – 1935 sowie Vorstandsmitglied des Bundes Deutscher Architekten von 1926 – 1933. Ab dem 1. Januar 1933 ist Hans Poelzig Direktor der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin, wird jedoch am 10. April durch die Nationalsozialisten entlassen. 1936 nimmt er einen Lehrstuhl in Ankara an, doch stirbt Hans Poelzig am 14. Juni 1936, kurz vor seiner Emigration in die Türkei.
Hans Poelzig schließt sich bereits um 1900 der Bewegung zur Reform der Architektur und des Kunstgewerbes an. Als Lehrer und Direktor der Breslauer Kunstgewerbeschule setzt er sich für das Zusammenwirken von Handwerk und Bildender Kunst ein. Mit dem Ausbau der Lehrwerkstätten und der Berufung von Werkmeistern wird das Prinzip des späteren Bauhauses vorweggenommen.
Sein erstes bedeutendes Bauwerk ist der Wasserturm in Posen, den er 1911 als Pavillon einer Bergbauausstellung errichtet. 1911-12 wird in Breslau ein Verwaltungsbau mit horizontalen Fensterbändern, die auch um die abgerundeten Ecken herumführen, errichtet. Während des Ersten Weltkriegs und kurz danach gehört Poelzig zu den bedeutendsten Architekten des Expressionismus. Er bevorzugt stalaktitenartige und orgelpfeifenähnliche Gebilde, wie bei den Entwürfen für das Haus der Freundschaft in Istanbul (1916) und das Festspielhaus in Salzburg (1920) sowie dem Umbau des Großen Schauspielhauses Berlin (1918/19), mit dem Poelzig europäischen Ruf erringt. Außerdem entwirft er zahlreiche Bühnenbilder und Filmdekorationen, u. a. 1920 für den Film Golem von Paul Wegener. Zu Poelzigs Spätwerken gehören das Verwaltungsgebäude der IG Farben in Frankfurt/M. (1928-31) und das Haus des Rundfunks in Berlin (1929).
Literatur
Posener, Julius: Hans Poelzig. Sein Leben, sein Werk. Braunschweig/Wiesbaden 1994
Schirren, Matthias (Hrsg.): Hans Poelzig. Die Pläne und Zeichnungen aus dem ehemaligen Verkehrs- und Baumuseum in Berlin. Berlin 1989