Herbert Hirche wird 1910 in Görlitz (Schlesien) geboren. Nach einer Tischlerlehre studiert er von 1930 bis 1933 am Bauhaus in Dessau und Berlin, u.a. bei Kandinsky und Mies van der Rohe. Letzterer stellt ihn 1934 in seinem Büro in Berlin ein, wo Hirche bis 1938 arbeitet. Nach kurzer selbständiger Tätigkeit wird er bis 1945 Mitarbeiter von Egon Eiermann und später auch von Hans Scharoun. 1948 wird er als Professor an die Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee und 1952 an die staatliche Akademie für bildende Künste Stuttgart berufen. Seit 1950 ist Hirche Mitglied im Deutschen Werkbund, 1959 tritt er dem Verband Deutscher Idustrie-Designer (VDID) bei und 1961 wird er Mitglied im Rat für Formgebung. Neben seiner Lehrtätigkeit gestaltet er zahlreiche Häuser, Innenräume und Möbel und nimmt an vielen Ausstellungen teil. Herbert Hirche stirbt am 28. Januar 2002.
Als Herbert Hirche 1930 als Zwanzigjähriger nach Dessau ans Bauhaus kommt, steckt dieses schon in einer schwierigen Lage. Dennoch bleibt er bis zu seiner endgültigen Schließung 1933 dessen Schüler, um danach vom damaligen Leiter Mies van der Rohe in sein Berliner Büro geholt zu werden. Sein erster Bau, das Wohnhaus Krum in Niederhausen, stammt bereits aus dem Jahre 1932. Während der Zeit des Nationalsozialismus folgen weitere Inneneinrichtungen und Bauprojekte mit Mies van der Rohe, Lilly Reich und Egon Eiermann, die aber größtenteils zerstört werden oder verloren gehen. Nach dem zweiten Weltkrieg arbeitet er in der Gruppe von Hans Scharoun am Wiederaufbau von Berlin und beginnt seine Lehrtätigkeit zuerst in Berlin-Weißensee und dann, ab 1952, in Stuttgart. 1949 gestaltet er die Ausstellung Wie wohnen in Stuttgart, die neues deutschen Design seit dem Kriegsende zeigt und Weg weisend für die weitere Entwicklung der deutschen Gestaltung wird. Auch auf weiteren wichtigen Ausstellungen ist er vertreten, so z.B. 1957 auf der Triennale in Mailand und auf der Interbau in Berlin, wo er mehrere Inneineinrichtungen zeigt, und 1958 auf der Weltausstellung in Brüssel. Daneben entwirft er zahlreiche stilbildende Produkte für die Firma Braun AG, in erster Linie Radio- und Fernsehgeräte, oder für die Firma Holzäpfel in Ebhausen, deren meiste Möbel die Handschrift Hirches tragen. Durch seine Mitgliedschaft im Deutschen Werkbund (1950), bei dem er schon seit 1946 mitgearbeitet hat, im Verband Deutscher Industrie-Designer (1959), dessen Präsidentschaft er von 1960 bis 1970 übernimmt, und auch im Rat für Formgebung (1961) übt Hirche einen großen Einfluss auf das Design und die Architektur der 50er, 60er und 70er Jahre aus. Gilt sein Interesse dabei in erster Linie dem Seriellen, Demontierbaren und neu Zusammenfügbaren, so ist Hirches Anliegen doch stets die „noble Zurückhaltung, (das) Gefühl für Maß und Proportion, (die) unauffällige, wie selbstverständliche Eingliederung in die umgebende Landschaft.“ (Mia Seeger, In: Hirche, ohne Seitenzahl) Der Einfluss Mies van der Rohes ist in seinem Werk unverkennbar, aber zu einem eigenen Konzept von Harmonie geworden.
Literatur
Landesgewerbeamt Stuttgart (Hrsg.): Herbert Hirche. Architektur. Innenraum. Design. 1945–1978. Katalog. Stuttgart 1978.
Eine PDF mit der kompletten Publikation der Dissertation „Herbert Hirche – Ein Protagonist der deutschen Nachkriegsmoderne“ von Nicola von Albrecht finden Sie hier.