Ludwig Mies van der Rohe wird 1886 in Aachen geboren. Nachdem er die Gewerbeschule Aachen absolviert hat, arbeitet er von 1905–1907 als Möbelzeichner in der Werkstatt von Bruno Paul in Berlin. 1908 wird er Mitarbeiter in Peter Behrens‘ Architekturbüro und macht sich 1912 selbständig. In den frühen Zwanziger Jahren macht Mies vor allem durch seine Stahlbeton- und Glasbauten von sich reden. 1926/27 ist er Leiter der Werkbundsiedlung Weißenhof in Stuttgart, danach wird er Vizepräsident des Deutschen Werkbundes bis 1933. Von 1930 bis 1933 übernimmt er außerdem die Leitung des Bauhauses in Dessau und Berlin.
1938 emigriert er in die USA und eröffnet ein Architekturbüro in Chicago. Im selben Jahr wird er Direktor der Architekturabteilung des Illinois Institut of Technology und verwirklicht in den folgenden Jahren zahlreiche Bauprojekte. Er stirbt 1969 in Chicago.
Trägt Mies van der Rohes Werk vor dem ersten Weltkrieg noch neoklassizistische Züge, so wendet er sich in den 20er Jahren mit seinen Hochhausentwürfen einer völlig neuen Formensprache zu: der Kühle und Sachlichkeit von voll verglasten Stahlskelettbauten und dem Spiel mit Lichtreflexen. 1922 tritt er der Novembergruppe bei, für die er auch Ausstellungen organisiert. 1925 gründet er den Zehner Ring. Zur gleichen Zeit baut er das Haus Wolf in Guben. 1926/27 leitet er die Werkbundsiedlung Weißenhof und trägt selbst auch einen Wohnblock bei. Es folgen der Deutsche Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona von 1929 und die Villa Tugendhat in Brno 1930. Mit diesen beiden Bauten verfolgt Mies sein Konzept des fließenden Raumes, indem er die Wand aus ihrer tragenden Funktion herauslöst und eine freie Anordnung innerhalb des Grundrisses ermöglicht. Daneben entwirft Mies zahlreiche Möbel, vor allem Stühle, Tische und Liegen und verhilft dem Stahlrohr als Material zum Durchbruch.
1930 übernimmt er die Leitung des Bauhauses Dessau von Hannes Meyer und muss 1932 dessen Schließung durch die NSDAP hinnehmen. Mies gelingt es jedoch, das Bauhaus für das folgende Jahr in Berlin unterzubringen, ehe es 1933 endgültig geschlossen wird.
1938 emigriert er nach Chicago und eröffnet dort ein Architekturbüro, gleichzeitig übernimmt er die Leitung der Architekturabteilung des Illinois Institute of Technology.
1945–50 baut er das Fox River House in Plano, Illinois, 1948–51 die Lake Shore Drive Appartements in Chicago und 1955-63 die Lafayette Park-Siedlung in Detroit. Weitere Hauptwerke wie das Bacardi-Bürogebäude in Mexico City (1957–61), das Seagram Building in New York (1958) und die Neue Nationalgalerie in Berlin (1962) folgen.
Mies’ architektonisches Erbe verleiht ihm auf dem Gebiet der Architektur eine Bedeutung, die vielleicht nur mit der von Le Corbusier und Frank Llyod Wright vergleichbar ist. Seine Stahl-und-Glas-Architektur ist zum Inbegriff des internationalen Stils der Moderne geworden und dominierte weltweit das Baugeschehen bis in die späten 1960er Jahre. Seither ist sein Werk allerdings mehr und mehr auch zur Zielscheibe der Kritik seitens postmoderner Architekten geworden.
Literatur
Bauhaus-Archiv / Peter Hahn (Hrsg.): Bauhaus Berlin. Weingarten 1985
Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung (Hrsg.): Mehr als der bloße Zweck. Mies van der Rohe am Bauhaus 1930-1933. Ausstellungskatalog 2001
Deutscher Werkbund und Werkbund-Archiv (Hrsg.): Die Zwanziger Jahre des Deutschen Werkbunds. Giessen 1982
Wolfgang Friebe: Architektur der Weltausstellungen. 1851 bis 1970. Leipzig 1983
Vitra Design Museum (Hrsg.): Mies van der Rohe. Möbel und Bauten in Stuttgart, Barcelona, Brno. Ausstellungskatalog 1998
Links
Ludwig Mies van der Rohe 1886–1969: Ein kleiner Streifzug durch sein Werk. Online Ausstellung von Hermann Kuehn mit Fotos, Skizzen, Materialien, Artikeln, Aufsätzen und Links zum Leben und Werk von Ludwig Mies van der Rohe.
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