Nach den Schuhen fragt niemand, schreibt Daryna Gladun an Asal Dardan. In ihrem Briefwechsel im Programm Weiter Schreiben tauschen sie sich über Gegenstände aus, die für sie große, auch ungeahnte Bedeutung gewonnen haben, im einen Fall durch Flucht, im anderen durch Migration der Eltern.
Die Autor*innen der literarischen Interventionen im Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Awadalla (Ägypten), Zmicier Vishniou (Belarus) und Mahtab Yaghma (Iran), haben individuell Erfahrungen damit gemacht, wie das Leben im Exil den Blick verändert – so auch den Blick auf einzelne Gegenstände.
Im Vorfeld der literarischen Interventionen haben sie sich mit der Sammlung des Werkbundarchiv – Museums der Dinge vertraut gemacht und sich von einzelnen oder auch mehreren Objekten inspirieren lassen und – persönlich, essayistisch, poetisch – dazu geschrieben. Während der literarischen Interventionen, die direkt im Ausstellungsraum performt werden, treten Text und Objekt in ein Gespräch, verwandeln einander, erscheinen in neuem Licht.
Die Texte werden im Original und in deutscher Übersetzung zu hören sein, dazu gibt es einen musikalischen Beitrag.
Awadalla (1985, Ägypten) ist Autor*, Historiker* und transdisziplinärer Künstler*. Awadalla entwirft durch queere und dekoloniale Methoden neues Wissen. Das Werk umfasst Text, Performance und visuelles Erzählen. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien; der dokumentarische Kurzfilm „Queer Exile“ (2024) wurde auf internationalen Filmfestivals gezeigt.
Zmicier Vishniou (1973, Belarus) studierte Journalismus und Literaturkritik, arbeitete u.a. als Literaturberater im Verband belarussischer Schriftsteller. Er veröffentlichte neun Bücher auf Belarussisch; „Das Brennnesselhaus“ erschien 2014 auf Deutsch (luxbooks). Er beteiligte sich an der Literaturbewegung Bum-Bam-Lit. Heute leitet er den Verlag Halijafy.
Mahtab Yaghma (Iran) ist Dichterin, Songwriterin und Frauenrechtsaktivistin. Sie veröffentlichte im Iran unter staatlicher Kontrolle zwei Gedichtbände. Aufgrund der Zensurerfahrung teilt sie ihre Texte seit 2017 nur noch in den sozialen Medien. 2019 half sie, Proteste im Iran mitzuorganisieren, 2020 emigrierte sie in die Türkei, 2024 nach Deutschland.