Isolierkanne ALFI

Die Isolierkanne ALFI, glanzeloxiert, mit einem Fassungsvermögen von 0,75 Liter, besteht aus sechs Einzelteilen, benötigte 55 Arbeitsgänge und eine Fertigungszeit von 52 Minuten.

Sie war in verschiedenen Farben erhältlich und wurde zwischen 1959 und 1964 von der Gestalterin Margarete Jahny entwickelt. In der noch jungen DDR beruft sich Jahny in ihren Arbeiten zunächst auf die Formensprache der Moderne der Zwischenkriegszeit, vertreten durch ihre Lehrer*innen an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, die beiden ehemaligen Bauhäusler*innen Marianne Brandt und Mart Stam. Diese hätten, so Jahny, „uns die sachlich und ästhetisch vollendete Form nahegebracht, Verantwortungsgefühl für die industrielle Serie.“

Der Neue Mensch des deutschen Arbeiter- und Bauernstaates brauchte nach Ansicht seiner Gestalter*innen neben neuen Wohnungen auch qualitätsvolle Alltagsgegenstände, deren Produktion den industriellen Bedingungen entsprechen sollte.

Allerdings wurde die angestrebte Sachlichkeit in der Tradition der Werkbund- und Bauhaus-Moderne Anfang der 1950er Jahre vonseiten der DDR-Führung als formalistisch verworfen. Stattdessen sollte die „nationale Tradition“ und die Orientierung am Kunsthandwerk gefördert werden. Mart Stam wurde als Leiter des Instituts für industrielle Gestaltung im Juli 1952 entlassen.

Jahny war von 1954 bis 1963 als Mitarbeiterin an der Folge-Einrichtung, dem Institut für angewandte Kunst, tätig. Ende der 1950er Jahre rückte auch die industrielle Gestaltung anstelle des Kunsthandwerks wieder ins Zentrum des kulturpolitischen Interesses. Die Jahny-Kanne entspricht dieser Entwicklung und besticht durch ihre Schlichtheit und das Fehlen jeglichen Dekorschmucks. Zusammen mit anderen Alltagsgegenständen und zahlreichen Entwurfszeichnungen aus den Anfangsjahren der DDR ist sie in unserer nächsten Sonderausstellung „die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung für industrielle gestaltung“ zu sehen, die voraussichtlich ab 25. März zugänglich ist.