Das Kofferradio „Puck“ stammt aus der Frühphase des Produktdesigns in der DDR. Entworfen wurde es 1951 von Albert Krause am Institut für industrielle Gestaltung in Berlin.
In Produktion ging es allerdings erst 1958, im selben Jahr, in dem von der SED-Führung unter Walter Ulbricht beschlossen wurde, die chemische Produktion des Landes auszubauen unter dem Motto „Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“. Folgerichtig kam bei der Herstellung des tragbaren Mittelwelle-Empfängers, der auch in Rot und Grün erhältlich war, der neue Kunststoff Meladur zum Einsatz.
Die klare, schnörkellose Form der Linien und Rillen schließlich, die auch auf den Reglern übernommen wurden, kann auf die Lehrzeit Albert Krauses am Institut für industrielle Gestaltung zurückgeführt werden. Zu seinen Lehrer*innen zählte auch der niederländische Architekt und Designer Mart Stam, der in der Zwischenkriegszeit am Bauhaus und in der Sowjetunion wirkte und diese funktionale Moderne nach dem Krieg in den Aufbau des Sozialismus in der sowjetischen Zone bzw. der frühen DDR einfließen lassen wollte.
Das Projekt des Transfers der Zwischenkriegsmoderne in den selbsterklärten Arbeiter- und Bauernstaat wurde schnell abgebrochen – Stam wurde von der DDR-Führung schließlich als „Formalist“ bezeichnet und 1952 seines Postens als Leiter des Instituts enthoben.
Aber der politische und vor allem ökonomische Druck führte Ende der 1950er Jahre zu einer neuerlichen Öffnung der DDR-Kulturpolitik zumindest auf der Ebene des Produktdesigns.
So verbindet das Radio also den funktionalistischen Form-Anspruch von Werkbund und Bauhaus mit dem Wunsch der DDR-Führung wie eben auch Gestalter*innen wie Albert Krause, durch Kunststoff dem westdeutschen „Wirtschaftswunder“ einen sozialistischen Konsum entgegenzusetzen. Die neuen Produkte sollten dabei nicht allein die alten Materialien imitieren: eine Moderne aus Plaste sollte entstehen.
Die modernen Tendenzen in den Anfangsjahren der DDR werden noch bis Anfang August in der Sonderausstellung „die frühen jahre“ vorgestellt.