Jedes Ding hat eine eigene Geschichte – aber können Dinge ihr Leben auch selbst erzählen?
Eine stolze Teekanne und eine heimatlose Trommel, ein kriegerischer Nachttopf und eine antike Goldmünze, Goethes Schuhschnalle und Lou Reeds Wachspuppe, ein depressives Handy, Kafkas Odradek, Bernd das Brot und 50 weitere Dinge geben Antwort in der Ausstellung „The Story of My Life. Objektbiografie als Konzept, Methode und Genre.“
Zwischen Herstellung, Benutzung, Verlust oder Reparatur entstehen unzählige Objektschicksale. Objekte werden verschenkt, verkauft und versteigert, geliebt und aufgehoben, gesammelt und ausgestellt, sie verschwinden und werden wiedergefunden, sie werden gestohlen und manchmal zurückgegeben. Sie reisen um die Welt oder liegen jahrelang in Schubladen und Depots. Sie gehen kaputt, werden weggeworfen, restauriert und recycelt. Dinge haben – mit anderen Worten – ein Leben. Ihre Biografie zu erforschen und zu erzählen ist dort von Interesse, wo Dinge produziert und konsumiert oder gesammelt und aufbewahrt werden.
Das Konzept der Objektbiografie, ‚erfunden‘ 1929 vom russischen Schriftsteller Sergej Tretjakow, aber erst 1986 durch den Anthropologen Igor Kopytoff in die Wissenschaft eingeführt, ermöglicht es, unterschiedliche Stationen, Ereignisse und Beziehungen im Leben eines Dings zu einer Erzählung zu verbinden. Dabei wird auch offengelegt, was noch nicht über Materialität, Verbleib oder Besitz bekannt ist.
Spielerisch und experimentell erzählt die Ausstellung „The Story Of My Life“ in vier Kapiteln die Geschichte der Objektbiografie, fächert, anhand zahlreicher Beispiele ihre Anwendungen auf und zeigt, was wir mit ihr sehen, was uns sonst verborgen bliebe, wem sie nützt und warum sie uns anspricht. So entsteht eine abwechslungsreiche und kritische „Story“ der Objektbiografie.