Camping-Geschirr

Diesen Monat zeigen wir gleich neun Dinge des Monats: Dieses Camping-Geschirr aus den 1950er Jahren verfügt über zwei Tassen mitsamt Untertassen, eine Zuckerdose mit Deckel und ein Milchkännchen.

Durch kleine Aussparungen an den Henkeln passen alle Teile gut in die Kanne, in der sie durch einen Deckel mit Bajonettverschluss sicher transportiert werden können. Das Geschirr wurde 1957/58 von Hans Merz am Institut für angewandte Kunst in Ostberlin entworfen und war auch in beige, gelb, grün und rot erhältlich. Hergestellt wurde es aus dem damals neuartigen, besonders stabilen und geschmacksfreien Kunststoff „Meladur“.

Zu dieser Zeit strebte die DDR-Führung die Steigerung der Konsumgüterproduktion durch die Verwendung von synthetischen Materialien an. Diese wurden aus sowjetischem Erdöl im sogenannten Mitteldeutschen Chemiedreieck zwischen Halle, Merseburg und Bitterfeld hergestellt, deren Grundstein bereits im Ersten Weltkrieg mit der Errichtung eines Ammoniak-Werks der BASF in Leuna gelegt worden war.

Während Merz‘ Entwurf in seiner Schlichtheit an die funktionale Werkbund- und Bauhaus-Moderne anschließt und in der DDR auch die Auszeichnung „Hervorragende Formgebung“ erhielt, steht das DDR-Chemiedreieck heute auch für massive Umweltverschmutzung, die mit der Produktion einherging.

Das Camping-Geschirr ist eines von zahlreichen ostdeutschen Alltagsprodukten, die in unserer Ausstellung „die frühen jahre. mart stam, das institut und die sammlung industrielle gestaltung“ noch bis zum 30. August 2021 zu sehen sind.