Der Stuhl B403 wurde von Ferdinand Kramer, Architekt und Designer, entworfen und von den Gebrüdern Thonet im Jahr 1927 hergestellt.
Im Zuge des Aufbaus des Neuen Frankfurt entwickelt, fand er zunächst im berufspädagogischen Zentrum Verwendung. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Schreibtisch- und zierlichen Kaffeehaus-Stühlen der Gebrüder Thonet standen beim sogenannten „Kramer Stuhl“ Bequemlichkeit und Stabilität im Vordergrund. Stuhlbeine und Verstrebungen sind aus Bugholz, Rückenlehne und Sitzfläche aus dunkel gebeiztem und klarlackiertem Sperrholz gefertigt.
In Fragen der Typisierung und Standardisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielten die Produkte der Gebrüder Thonet eine wegweisende Rolle. Die typisierte Herstellungsweise faszinierte Kramer:
Das Problem der Typisierung liegt in der Standardisierung der Form, beziehungsweise der Verarbeitungselemente. Die individuelle Herstellung und Bearbeitung des Einzelstücks wird zugunsten einer Fabrikation aufgegeben, die in der Serienherstellung präzis durchgearbeitete Modelle als ihr eigentliches Ziel sieht.
Kramer, 1929
Die Ausstellungsreihe „111/99“ rückt unter anderem diese Frage nach den formalen Unterschieden von handwerklichen oder künstlerischen Unikaten und industrieller Massenproduktion in den Fokus. Zerrissen zwischen dem Ideal einer standardisierten Formensprache und der Angst vor Gleichmacherei, positionierten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Vertreter*innen der Industrie, Künstler*innen und Designer*innen wie Ferdinand Kramer zu den neuen, maschinellen Produktionsweisen. Die Sonderausstellung „Einzelstück oder Massenware?“ ist noch bis zum 19. August 2019 zu sehen.