Dieses Exponat war ein Sammlungserwerb im Kontext der Sonderausstellung „Object Lessons. Material begreifen in 8 Lektionen“.
Deutsche Verlage, die Lehrbücher herausgeben, spezialisierten sich um 1900 auch auf die Produktion von Lehrmittelkästen, Globen und Wandkarten. Lehrmittelkästen aus Räths Technologischen Sammlungen oder aus Eugen Emdes Werkstätten für plastische Lehrmittel wurden in großer Zahl für den Schulunterricht, die Berufsausbildung oder für Museen gefertigt. In den Kästen wird nicht nur ein Material gezeigt, sondern auch dessen Gewinnung, Verarbeitung und Resteverwertung. Im Gegensatz zum Ideal der ganzheitlichen Vermittlung mit tastbaren Materialien kann hier ausschließlich geschaut werden: Wie im Museum ist das Material nun hinter Glas und die Möglichkeit der sinnlichen Wahrnehmung stark reduziert. Das Paradox einer Materialbildung ohne Materialerfahrung ist vermutlich auch die Ursache des Verschwindens der Lehrmittelkästen aus dem Unterricht: Seit den 1970er Jahren verstauben sie als veraltete Bildungsinstrumente auf Schulfluren oder in Depots.