Diese schlichte, würfelförmige Verpackung enthielt Fleischbrühe der Marke Liebig.
Die Verpackung ist Teil der neuen App-Route „Die Welt im Einkaufskorb“. Die Themenroute geht der Frage nach, wie sich die Globalisierung auf Produktverpackungen von 1900 bis heute widerspiegelt. Welche Vorstellungen der Welt werden durch die Bilder erzeugt und vermittelt?
Mit dieser Produktverpackung kann erzählt werden, wie weit verbreitet der globale Handel um 1900 war. So ist die südamerikanische Herkunft des Produktes und die dort ausgeübte koloniale Gewalt auf der Packung selbst nicht zu erkennen.
Mit der Kolonisierung weiter Teile der Welt verfolgte Europa insbesondere ökonomische Interessen. Um Reichtum und Wohlstand für Europa zu generieren, musste in den Kolonien die Arbeitskraft der Kolonisierten und deren Rohstoffe gewaltsam ausgebeutet werden.
In Uruguay eigneten sich deutscher Einwanderer*innen fruchtbares Land mit riesigen Viehherden an. Das Fleisch der Tiere konnte jedoch aufgrund fehlender Kühlmöglichkeiten nicht nach Europa exportiert und somit verkauft werden. Der Ingenieur Georg Christian Giebert schloss sich daher mit dem Firmengründer Justus Liebig zusammen, um das Fleisch in transportierfähigen Fleischextrakt umzuwandeln.
Der Chemiker Justus Liebig aus Darmstadt stieß bei seinen Forschungen auf die Erkenntnis, dass sich mit heißem Wasser Nähr- und Geschmacksstoffe aus Fleisch herauslösen lassen. Dieses Verfahren wird als Extraktion bezeichnet. Liebig und Giebert verschifften auf diese Weise ab 1871 vom Hafen Fray Bentos über 400 Tonnen Fleischextrakt pro Jahr nach Europa.
An der Fleischbrühe zeigt sich, dass der globale Austausch und so auch koloniale Ausbeutung, schon immer maßgeblich vom Konsum getragen wurde. Dies ist für die Konsument*innen oft nicht auf der Produktverpackung zu erkennen.
Die App-Route „Die Welt im Einkaufskorb“ kann im Werkbundarchiv – Museum der Dinge erkundet werden.