Bei diesem Objekt handelt es sich um zwei Ordnungsdinge in einem:
Die Stempel versehen Dokumente mit einer Kennzeichnung, der Halter bringt Ordnung in ihre Ansammlung. Entwickelt wurde dieser Stempelhalter von der 1912 im Odenwald gegründeten Firma Jakob Maul, einer der führenden Bürobedarfsmarken Deutschlands.
Der Stempel mit seiner Unterseite aus Gummi ist ein Beispiel dafür, wie eng die Ordnung der modernen Bürokratie mit jener der modernen – westlich dominierten – Weltwirtschaft verknüpft ist. Das Gummi der Werkzeuge, die neben der offiziellen Beglaubigung und Authentifizierung auch im täglichen Brief- und Warenverkehr eine enorme Erleichterung bedeuteten, stammte nicht aus Europa oder Nordamerika, sondern wurde ab dem 19. Jahrhundert unter grausamsten Bedingungen in europäischen Kolonien in Afrika und Asien gewonnen. Der US-Amerikaner Charles Goodyear – nach dem eine der heute größten Reifen-Firmen benannt wurde – fand 1839 per Zufall jene Kombination aus Sulfur und Roh-Gummi, die auch bei großer Hitze ihre Form beibehielt. Er nannte das Verfahren „Vulcanisation“ nach Vulcanus, dem antiken Gott des Feuers.
Der kulturelle Einfluss der Technologie des Stempels lässt sich auch an bis heute gebräuchlichen sprachlichen Bildern erkennen, die sich trotz der zunehmenden Digitalisierung gehalten haben: jemanden abzustempeln bedeutet das Versehen einer Person mit einer negativen Eigenschaft und etwas „den Stempel aufdrücken“ drückt die Wirkmächtigkeit der/s Stempler*in aus.
Das Objekt ist Teil unserer aktuellen Sonderausstellung „DINGE ORDNEN„, die bis zum 31.10.2022 zu sehen ist.