Sondersammlung Situationisten

Die Sondersammlung Situationisten besteht aus Dokumenten, Büchern und Broschüren der Situationistischen Internationalen und ihrer Vorgängerin, der lettristischen Internationalen.

Bedeutung für das Museum:
Die Situationistische Internationale (1956-1973) war ein Zusammenschluss von europäischen Künstlern und Theoretikern mit dem Ziel, verändernd in das Alltagsleben einzugreifen. Statt die offiziellen Bilderwelten und Inszenierungen hinzunehmen, sollten die Menschen durch Entfaltung ihrer Fantasie und Kreativität zu einem selbstgesteuerten Leben finden und den öffentlichen Raum zurückerobern.

Im Gegensatz zum Deutschen Werkbund suchte die Situationistische Internationale den Impuls zur Veränderung nicht in der dinglichen Kultur, sondern in der Emanzipation des Individuums. Die Praxis der SI zielte auf kulturelle und politische Selbsttätigkeit als Hebel zur Revolutionierung eines kolonialisierten Alltags und einer fremdbestimmten Gesellschaft.


Sondersammlung Heartfield / Herzfelde

Die Sondersammlung Heartfield / Herzfelde besteht aus:

  • 189 Heften der Arbeiter-Illustrierten Zeitung / AIZ (1930-1938) mit ganzseitigen Fotomontagen von John Heartfield
  • einem vollständigen Exemplar dieser Zeitschrift in Einzelheften des Zeitraums 1922 – 1929
  • 185 Büchern des Malik Verlags mit Umschlagentwürfen vonJohn Heartfield, George Grosz u.a.

Bedeutung für das Museum:
Die lebenslange Zusammenarbeit der Brüder John Heartfield und Wieland Herzfelde ist als Symbiose zu charakterisieren. Wieland Herzfelde hat viele Texte für John Heartfields Fotomontagen geschrieben, und Heartfield gestaltete einen großen Teil der Bücher, die sein Bruder im Malik Verlag herausgab.
Die publizistische Arbeit der Brüder – inhaltlich der antifaschistischen Agitation verschrieben – zielte auf die Verbindung von Aufklärung mit dem avanciertesten Stand der Kommunikationstechnik in den 1920er und 1930er Jahren. Heartfields foto-grafische Technik wurde vom Deutschen Werkbund gewürdigt, der dem Künstler einen Raum in seiner von Moholy-Nagy kuratierten Ausstellung „Film und Foto“ widmete. Schon als Student hatte sich Heartfield für den Deutschen Werkbund interessiert, er reichte einen Entwurf anlässlich der Kölner Werkbund-Ausstellung 1914 ein, der prämiert wurde.
Der junge John Heartfield galt als die „Seele“ der DADA-Bewegung in Berlin, eine Anti-Kunst-Bewegung, die u.a. Bilder aus Alltagspartikeln montierte.


Sondersammlung Walter Benjamin

Die Sondersammlung Walter Benjamin besteht aus:

  • Photographien von Benjamin
  • Photographien seiner Freunde
  • Zeitschriftenausschnitte mit Markierungen von Benjamin
  • Erstdrucke seiner Werke
  • Zeitschriften – Artikel von Benjamin in Erstdrucken
  • Bücher aus dem Besitz Benjamins
  • Bücher von Freunden Benjamins
  • Benjamins Scheidungsurkunde
  • Übersetzungen von Werken Benjamins
  • Sekundärliteratur
  • keine Autographen

Bedeutung für das Museum:
Walter Benjamin war, u.a. und in seinen Worten, ein Physiologe der Dingwelt.
Wie alles, was Benjamin betrachtete, gerieten auch die Dinge bei ihm in einen Schwebezustand zwischen historischem Materialismus und Theologie.

Vor allem im Passagenwerk wird Benjamins Methode des Erinnerns sichtbar. Die Nuancen eines Dings umfassen räumliche und zeitliche Nähe und Ferne, sie berühren alle Sphären der Kultur und schließen sich zu oszillierenden Netzen zusammen.
In den geschichtsphilosophischen Thesen setzte sich Benjamin u.a. kritisch mit dem Historismus auseinander. Das Resumee: Eine Erinnerung, die Geschichte als lineare Folge von Fakten begreift, fügt sich den herrschenden Interessen ein. Wenn Erinnerung nach verschütteten Möglichkeiten und dem Blick der Besiegten sucht, muss sie Geschichte gegen den Strich bürsten und durch Konstellationen Räume schaffen.

Walter Benjamin wurde zum wichtigsten Lehrer des Werkbundarchivs – Museum der Dinge, das seinem Gedenken 1990 eine Ausstellung und zwei Bücher widmete.