Masse und Klasse

Gebrauchsgrafik in der DDR

17. Mrz – 29. Aug 2016

In der Ausstellung „Masse und Klasse. Gebrauchsgrafik in der DDR“ zeigt das Werkbundarchiv – Museum der Dinge Gestaltungen für Bücher, Zeitschriften und Schallplatten sowie für Produktverpackungen, Reklame und Plakate – gebrauchsgrafische Arbeiten, die, massenhaft produziert, den visuellen Alltag der DDR prägten.

Die Ausstellung geht der Frage nach, was diesen Teil der ästhetischen Kultur in der DDR charakterisiert hat. Welche Bilder, Schriften, Materialien und Farben fanden Verwendung; welche Eigenheiten und Qualitäten sowie Bezüge zu internationalen Trends lassen sich erkennen?

Gezeigt und auf unterschiedliche Qualitäten hin befragt werden sowohl ausgewählte Gestaltungen für den Konsumbereich – oft anonyme Arbeiten wie Verpackungen und Werbungen – als auch namhafte Entwürfe für kulturelle Auftraggeber, wie etwa Buchreihen oder Plakate.

„Masse und Klasse. Gebrauchsgrafik in der DDR“ stellt exemplarisch Akteure und Arbeitsstrukturen vor und spürt den Möglichkeiten und Grenzen des Grafikdesigns in der DDR nach. So thematisiert die Ausstellung das Improvisieren in einem durch knappe Ressourcen geprägten und von politischen Forderungen beeinflussten Arbeitsumfeld.

Die Ausstellung untersucht mit einem differenzierten Blick auf die verschiedenen Bereiche der Gebrauchsgrafik verbreitete Einschätzungen zur Alltagsästhetik in der DDR – die oftmals als „grau“ oder „blass“ beschrieben wird – bis hin zu der These, dass „der Sozialismus an seiner Alltagsästhetik gescheitert“ sei¹.

Während die Buch- und Plakatgestaltung im In- und Ausland zum Teil Anerkennung fand, wurde die oftmals reduzierte Gestaltung für Produktverpackungen für den DDR-Binnenhandel – die systembedingte Gebrauchswertorientierung – als wenig erfolgreich eingeschätzt. Den ständig bestehenden Vergleich mit den stark differenzierten und ästhetisierten Konsumgütern der BRD konnten diese zumindest bei einer breiten Konsumentenschicht nicht standhalten.

Dabei ist es interessant, den „blassen“ Osten nicht nur vor der Folie des „goldenen“ Westens zu betrachten, sondern eine andere Bewertung der Produktgestaltung der DDR zur Kenntnis zu nehmen: Die reduzierte Gestaltung der Waren wurde aus westlicher Sicht zum Teil als puristisch geschätzt und als Kritik an der eigenen, als wenig nachhaltig und zu modisch empfundenen Konsumkultur genutzt. Auch das heute zu beobachtende Interesse an DDR-Gestaltung basiert nicht nur auf (n)ostalgischen Gefühlen, sondern  ist vor dem Hintergrund aktueller Nachhaltigkeitsdebatten, Do-it-yourself- und Repair-Kulturen zu verstehen.


¹Harry Lehmann, Die ästhetische Wende. Warum die Deutsche Demokratische Republik am Design gescheitert ist, in: Lettre International LI 86, Herbst 2009, S.125 bis 132.


Zur Sonderausstellung „Masse und Klasse. Gebrauchsgrafik in der DDR“ finden Vorträge, Gesprächsabende und Diskussionen statt. Für Kinder, Jugendliche und Familien werden in Kooperation mit Jugend im Museum e.V. Workshops zu den Themen Verpackung, Zeitschriftengestaltung und Kinderbuchillustration angeboten.

Alle Informationen zum Begleitprogramm finden Sie in der Rubrik Veranstaltungen & Vermittlung auf unserer Webseite.


Kuratierung

Florentine Nadolni

Gefördert von

Die Ausstellung „Masse und Klasse. Gebrauchsgrafik in der DDR“  wird gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Medienpartner