Die von Gerhard Marcks entworfene Konfektplatte kombiniert sechs kleine quadratische Schalen mit einem Tablett.
Die abgerundeten Ecken und kannelierten Griffe kontrastieren mit der sachlichen, schlichten Serienform und tragen Marcks’ individuelle, künstlerische Handschrift als Bildhauer und Verfechter des Kunsthandwerks. Der wirtschaftliche Erfolg dieses Konfektsatzes führt ein Jahr später zu einer vergrößerten Variante als Rohkostplatte. Beide Sets sind in weißem oder seladongrünem Porzellan und mit unterschiedlichen Dekors erhältlich.
1925 nimmt der ehemalige Bauhaus-Form-Meister Gerhard Marcks Abschied von der Bauhaus-Schule in Weimar, die unter Walter Gropius nach Dessau zieht. Einige seiner Studierenden, darunter Marguerite Friedlaender, folgen Marcks an die Kunstgewerbeschule Burg-Giebichenstein in Halle, die 1929 eine Kooperation mit der Staatlichen (heute Königlichen) Porzellan-Manufaktur Berlin eingeht. Unter dem Motto Porzellan für die neue Wohnung bringt diese Arbeitsgemeinschaft ab 1930 neue Gebrauchsgeschirre auf den Markt, die vom Deutschen Werkbund als vorbildlich bewertet werden.
Marcks’ Entwurf kann als Alternative zu dem von Gropius 1923 für das Bauhaus formulierten Programm „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ verstanden werden – einer Hinwendung zum Industriedesign, in der Marcks die Gefahr einer rein technoiden Form sieht. Indes zählt er sich zu den Bauhäusler*innen »der alten Crew, die auf’s Handwerk schworen und als ‚Romantiker’ den Trend zur Technik und damit die Umsiedlung nach Dessau nicht mitmachen wollten«. Seine Entwürfe bleiben jedoch ebenfalls die Angelegenheit einer kleinen und zahlungskräftigen Käufer*innenschicht.
Die Konfektplatte ist in der bis 13. April 2020 verlängerten Sonderausstellung „Dekor als Übergriff?“ zu sehen, die sich dem populären Spritzdekor der 1920er und 1930er Jahre und den damit verbundenen, sozioökonomischen und technisch-künstlerischen Diskursen widmet.