„Made in W-Germany“ steht auf diesem Zimmermannshammer, der jedoch in West-Berlin zum Einsatz kam – genauer in den besetzten Häusern Kreuzbergs.
In den 1980er Jahren standen in Kreuzberg zahlreiche Häuser größtenteils leer und wurden dem Verfall preisgegeben. Gleichzeitig herrschte in West-Berlin eine große Wohnungsnot. Dementsprechend naheliegend war die Idee, den verfügbaren Wohnraum zu besetzen. Da dieser aber oft jahrzehntelang vernachlässigt worden war, mussten zunächst elementare Instandsetzungen vorgenommen werden – die Instand-Besetzung mit ihrem Motto „Lieber Instandbesetzen als kaputtbesitzen“ war geboren.
Im Gegensatz zu radikaleren Besetzungen wurden die instandbesetzten Häuser oftmals mit Unterstützung der Stadt saniert und legalisiert. Wichtige Akteurin in diesem Kontext war die Internationale Bauausstellung (IBA), die von 1979 bis 1987 in Berlin stattfand. Vor allem in Kreuzberg hinterließ die „behutsame Stadterneuerung“ von Werkbundmitglied und Planungsdirektor der Altbauerneuerung der IBA Hardt-Waltherr Hämer ihre Spuren. Die IBA setzte 1980 sogar einen eigenen Selbsthilfebeauftragten ein, der Berliner Senat startete 1982 ein Förderprogramm „Bauliche Selbsthilfe“ und die IBA gab die Zeitschrift „Bausteine zur Selbsthilfe“ heraus.
Manche Arbeiten konnten die Instandbesetzer*innen trotz Anleitungen und finanzieller Unterstützung nicht selbst ausführen – hier kamen dann Handwerksunternehmen wie die H&S Kiezbau GmbH ins Spiel. Um auf den oftmals etwas chaotischen Baustellen kein Werkzeug zu verlieren, markierte H&S Kiezbau ihre Werkzeuge mit einem grünen Klecks Farbe. Ihren Sitz hatte die Kiezbau GmbH in der Naunynstraße 68, in unmittelbarer Nachbarschaft zum alten Standort des Werkbundarchiv – Museum der Dinge in der Oranienstraße – das ehemalige Museumsgebäude steht seit Dezember 2023 leer…
Der Zimmermannshammer ist aktuell in der Sonderausstellung „Profitopolis oder der Zustand der Stadt“ zu sehen.