Publikation „Gebrauchsgrafik in der DDR“

In Erinnerung an Gert Wunderlich

Die Publikation „Gebrauchsgrafik in der DDR“ erschien 1975 im Verlag der Kunst, Dresden. Sie stellte bis dato das größte Überblickswerk zum gebrauchsgrafischen Schaffen in der DDR dar. Vorgestellt wurden Gestaltungen für Plakate und Bücher, für Verpackungen und Großereignisse. Eine vergleichbar umfangreiche Publikation erschien in der Folge nicht mehr. Die Publikation ist heute noch eine wertvolle Quelle zum Grafikdesign in der DDR. Im Werkbundarchiv – Museum der Dinge wurde sie zuletzt präsentiert im Rahmen der Ausstellung „Masse und Klasse. Gebrauchsgrafik in der DDR“. Die Gestaltung des Schutzumschlags stammt von Gert Wunderlich.

Das Ding des Monats hat einen traurigen Hintergrund: Am 15. August 2023 ist Gert Wunderlich in Leipzig verstorben. Der 1933 in Leipzig geborene Gestalter erhielt für seine aufwändigen Buchgestaltungen und Plakatentwürfe zahlreiche Preise, darunter u.a. „Schönste Bücher der DDR“ und „Beste Plakate“, sowie 1979 den „Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig“.

Außerdem entwickelte der gelernte Schriftsetzer und zentrale Akteur der Leipziger Typographen-Schule zahlreiche prägnante Schrifttypen. So auch eine der meistgenutzten Schriftarten der DDR: Maxima. Diese orientierte sich an Lesbarkeit und Formschönheit und wurde nicht nur in unzähligen Publikationen verwandt, sondern war auch im Berliner Stadtraum in Form von Beschilderungen im öffentlichen Nahverkehr omnipräsent. Im Jahr 2006 erlebte die Maxima ein Re-Design von der Hamburger Firma Elsner + Flake, von Gert Wunderlich begleitet. Unter dem Namen „Maxima Now“ ist sie heute in 25 lateinischen Schnitten verfügbar und ist damit eine der wenigen Schriftarten aus der DDR, die sich bis heute in insgesamt 80 Sprachräumen in Gebrauch befindet.

Gert Wunderlich war über drei Jahrzehnte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig tätig, ab 1979 leitete er die Abteilung Buchgestaltung/Gebrauchsgrafik. Darüber hinaus war er als Gastdozent an der Academy of Art & Design in Beijing, China tätig.

Gert Wunderlich kann als einer der einflussreichsten Gebrauchsgrafiker des deutschsprachigen Raums gelten, der das grafische Schaffen nachfolgender Generationen nachhaltig prägte.