Spiegelt ein äußeres Chaos den inneren Zustand eines Menschen? Oder sind nur Menschen mit geordneten Gedanken überhaupt in der Lage, Unordnung großzügig zu ertragen? Im Rahmenprogramm zur Ausstellung DINGE ORDNEN werden zwei Filme gezeigt, die die möglichen Zustände zwischen peniblem Ordnungshalten und liebevoll-chaotischem Sammeln, das zuweilen auch als „Messietum“ bezeichnet wird, reflektieren. Und sie stellen dabei indirekt die Frage nach der Notwendigkeit des „geordneten“ Filmemachens.
Den Auftakt bildet der Film „Vom Ordnen der Dinge“, mit einer Einführung durch die Filmkritikerin Jenni Zylka.
Scheinbar normale Mitbürger, die sich zu Hause an verschrobenen selbstentwickelten Statistiken berauschen oder in komplizierten Selbstversuchen den Gesetzmäßigkeiten ihrer Körperfunktionen auf die Schliche kommen wollen. Forscher, die mit Ordnungen verschiedenster Grade die Uferlosigkeit ihres Fachgebiets vergeblich bekämpfen. Bedenkliche bürokratische Planungsphantasien: Ist Ordnung wirklich nur das halbe Leben?
Die Selbstvergessenheit, die im Hobbykeller harmlos ist, das penible Einsortieren aller Lebensäußerungen in ausgefuchste Kategorien, das uns idiotisch vorkommen mag: all das kann dann unbehaglich werden, wenn es dazu dient, gesellschaftliche Ordnungen zu generieren, die Ordnung zu gestalten, nach der wir uns orientieren.
Der Film erzählt von Landvermessern, Selbstvermessern, Bakteriensammlern und Milieuforschern. Er gibt Einblicke in das Ausparkverhalten der deutschen Autofahrer und zeigt, dass die Panzer der Schildkröten in Wirklichkeit die innerste Ordnung der Welt abbilden. Das alles in genau sieben Kapiteln.
Regie führten Jörg Haaßengier und Jürgen Brügger.
Das Screening des Films „Vom Ordnen der Dinge“ wird begleitet von einer Einführung durch die Filmkritikerin Jenni Zylka.
Geheimagentin Jenni Zylka, seit 1988 in Berlin, ist freie Kulturjournalistin mit den Schwerpunkten Film und Musik (u.a. für Spiegel, taz, Tagesspiegel, Freitag, epd Film, Rolling Stone), kuratiert Filme für die Sektion Panorama der Berlinale, moderiert Filmgespräche und Pressekonferenzen für u.a. die Berlinale, das Filmfest Emden und das Filmfest Dresden, ist Kulturkommentatorin beim RBB, MDR, WDR und Deutschlandradio, schreibt Bestseller und Drehbücher, ist Jurorin beim Grimme-Preis, prüft Fernsehinhalte für die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen FSF, schreibt für den Medienwatchblog Altpapier, und unterrichtet Journalismus an der amd Berlin.
Der Film ist Gewinner des Grimme-Preises 2016. In der Begründung der Jury heißt es dazu:
„Kein Film über Dinge, sondern der vielgesichtige Einblick in eine zutiefst menschliche Sehnsucht: die Welt und sich selbst zu erfassen, zu beherrschen, zu begreifen. (…) Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier ist ein leises, fast verzweifelt heiteres Werk über eine große Frage der Menschheit gelungen.“
Beginn der Veranstaltung ist 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht notwendig.