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Verschiedene Müll-Behältnisse, Sammlung Werkbundarchiv – Museum der Dinge.

Was ist eigentlich Müll? Müll ist Materie am falschen Ort. Müll ist keine materielle Eigenschaft von Dingen, sondern eine kulturelle Zuschreibung und das Ergebnis eines gesellschaftlichen Codierungsprozesses. Was als Müll gilt, ist also Ansichtssache, genauso wie (musealer) Wert.
Auch viele Dinge, die im Museum zu sehen sind, haben ihren Gebrauchswert bereits verloren. Im Museumsdepot genau wie auf einer Mülldeponie landen Dinge, die aus unterschiedlichen Gründen dem Gebrauch und der Zirkulation entzogen wurden. Aber des einen Müll ist des anderen Schatz: Im Museum werden sie, als Anschauungsobjekte, mit neuen Bedeutungen aufgeladen.
Im Rahmen der Ausstellung DINGE ORDNEN hat das Thema Wegwerfen als Teil der ordnenden Praxis eine große Relevanz. Deshalb laden wir am 14. Juli 2022 zu einem Gespräch zum Thema „Müll – Theorie und Praxis“ ein, zwischen Dr. Michael Fehr, Museologe und Herausgeber der Publikation „Mülltheorie“ von Michael Thompson und Sebastian Seibel, Abfallberater bei der Berliner Stadtreinigung.

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Müllstandplatz, Quelle: BSR.

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Michael Fehr.

Michael Fehr wird in seinem Beitrag unter anderem die Mülltheorie von Michael Thompson vorstellen und ihre Relevanz für die museale Arbeit verdeutlichen. Die grundlegenden Annahmen von Thompson sind: Alle Objekte, mit denen wir umgehen, seien es Dinge oder Ideen, lassen sich einer von drei Kategorien zuordnen, der des Vergänglichen, der des Dauerhaften oder der Müllkategorie. Die Mülltheorie hilft letztlich dabei, das Entstehen und Verfallen von Werten zu verstehen.

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Sebastian Seibel, Quelle: BSR.

Der Praxisexperte Sebastian Seibel wird dieser Position seine Erfahrung in der Abfallbeseitigung der deutschen Hauptstadt gegenüberstellen.

Dr. Michael Fehr war kuratorisch und wissenschaftlich tätig am Museum Bochum und der Universität Wuppertal sowie als Direktor im Karl Ernst Osthaus-Museum der Stadt Hagen und von 2005 bis 2014 Professor und Direktor des Instituts für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. Seit 2003 ist er im Vorstand des Werkbundarchiv e.V. Er ist Autor und Kurator zahlreicher Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst und zu gesellschaftlichen Themen. Publikationen und Projekte finden Sie unter aesthetischepraxis.de.

Sebastian Seibel ist Mitarbeiter der Abteilung Re-Use & Zero Waste Management bei der Berliner Stadtreinigung (BSR). Als Abfallberater informiert er private Haushalte, Gewerbebetriebe und öffentliche Einrichtungen rund um das Thema „Müll und Nachhaltigkeit“. Dabei liegen die Schwerpunkte in der Abfallvermeidung sowie in der Abfalltrennung und -verwertung.

Moderiert wird die Veranstaltung von Renate Flagmeier, leitende Kuratorin des Werkbundarchiv – Museum der Dinge.

Die Veranstaltung ist Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung DINGE ORDNEN.

Beginn der Veranstaltung ist 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht notwendig.